bei Halle an der Saale
Willkommen in Dölau
Sehenswürdigkeiten
des Ortes vorgestellt
Gustav-Schmidt-Platz
Kurzübersicht:
bis etwa 1865
Grasfläche mit Wildbewuchs,
Eigentum der Gemeinde Dölau
ca. 1866
Beginnender Abbau von Ton
ca. 1875
Einstellung des Tonabbaus
Entstehung eines
Kleingewässers durch
Grund- und Regenwasser
1938
Verfüllung der ehemaligen
Tongrube
Gestaltung als Dorf- und
Aufmarschplatz für
nationalsozialistische
Organisationen
Benennung als Horst-Wesel-
Platz
1945
Umbenennung in Ernst-
Thälmann-Platz
1964
Umbenennung in Gustav-
Schmidt-Platz
Bild 1
Ansicht des Platzes im Jahr 2022
ee
Bild 2
Ansicht des Platzes in den 1930er Jahren
Bild 3
Ansicht des Platzes ca. 1940
Zusätzliche Informationen:
Ursprünglich war die Fläche des heutigen
Gustav-Schmidt-Platz eine Wiese südlich einer
Erhebung von Porphyrfelsen (Bereich zwischen
Hummelweg, Elbestraße, Stadtforststraße und
Querstraße). Die heute bebaute Felsengruppe
ist ein Überbleibsel der „Halle Störung“, auch
„Hallesche Marktplatzverwerfung“ genannt.
Die Verwitterungsprodukte (Ton) der einst fast
1000 Meter hohen Erhebung prägten die
Geschichte Dölaus und damit auch des Platzes.
Aufzeichnungen für eine „Bodenkarte des Erd-
oder Schwemm- und des Felslandes der
Umgegend von Halle - Section Dölau“ aus den
Jahren 1864/65 beschreiben diese Fläche als
Heide.
1)
Überlieferungen berichten von einer ehemaligen
Tongrube an dieser Stelle. Tatsächlich ist bereits
auf einem Ortsplan von 1867
2)
eine Tongrube
vermerkt.
Ebenfalls wird von der Nutzung der mit Grund
und Regenwasser gefüllten Tongrube zur
Wässerung von Bauholz im letzten Viertel des
19.Jahrhunderts berichtet.
Das würde bedeuten, dass zwischen 1866 und
ca.1875 hier Ton abgebaut wurde.
Von diesen Informationen ausgehend, kommen
zwei Abbaugründe in Frage:
1.Im Jahr 1872 nahm die Schamottefabrik I ihren
Betrieb auf. Für die Produktion notwendiger
Ton wurde an verschiedenen Stellen im
Umfeld abgebaut. So könnten relativ kleine
Mengen von hier bezogen worden sein.
2.Die Einwohnerzahl des Ortes wuchs im
19.Jahrhundert durch das entstandene
Großunternehmen und die Arbeitsangebote im
Umfeld. Folglich stieg die Wohnungsnach-
frage. Zu dieser Zeit war im Hausbau der
Fachwerkbau mit seinen Lehmwänden noch
weit verbreitet. So könnten Bauwilligen den
Ton zur Lehmherstellung aus dieser nahen
Quelle bezogen haben.
Da zu vermuten ist, dass durch den hohen
Grundwasserstand in diesem Bereich der
Tonabbau aufwendiger wurde, stellte man die
Arbeiten bald ein. Zudem war das unmittelbare
Umfeld bereits erschlossen und eine
Erweiterung der Abbaustelle nicht möglich.
Übrig blieb ein „Dorfteich“, auch weiterhin als
„Tongrube“ bezeichnet (Bild 2).
Erst im Jahr 1938 beschloss der Gemeinderat
(Dölau gehörte zu dieser Zeit noch zum
Saalkreis - heute Saalekreis) den Teich zu
verfüllen. In einem Artikel des „Kreisblatt des
Saalkreises“ vom 23.08.1938 wurde dazu
folgendes berichtet:„In der gestrigen Sitzung der
Gemeinderäte wurde … dem Plane, die frühere
Tongrube zu einem Dorfplatz auszugestalten …
zugestimmt. Die Anlage soll durch eine niedrige
Ligusterhecke umgrenzt werden. An der Straße
wird ein vier Meter breiter Rasen-Schutzstreifen
ohne Anpflanzungen angelegt, damit die Sicht
für Fahrzeuge in der Kurve frei bleibt. Die Anlage
beginnt 4,35 Meter hinter dem Hochbord, damit
eine spätere Straßenverbreiterung nach den
Vorschriften des Landesbauamtes (7 Meter
Fahrbahn und 1,50 Meter Radweg und 1 Meter
Fußweg) möglich ist. In der Mitte der Anlage ist
ein Aufmarschplatz für Feierstunden von etwa
900 Quadratmeter vorgesehen, der 2500-3000
Personen fassen kann. Seitlich wird die Anlage
durch Hecken und Zierstrauchpflanzungen
begrenzt. Der Höhenunterschied zwischen
Aufmarschplatz und dem seitlichen Fußweg wird
durch Anlegen von Treppen und Trockenmauern
ausgeglichen. Die Trockenmauern sollen in
Thaumaer Natursteinen ausgeführt und durch
alpine Anpflanzungen belebt werden. Die ganze
Anlage soll ein Schmuckstück in dem sogenan-
nten Alt-Dölau werden.“
Mit der Fertigstellung (Bild 3) erhielt er den
Namen Horst-Wessel-Platz (Sturmführer einer
Berliner Sturm-Abteilung in der Zeit des
Nationalsozialismus).
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
erfolgte 1945 die Umbenennung in Ernst-
Thälmann-Platz (Vorsitzender der KPD bis
1945).
Zur Vermeidung von Doppelbenennungen der
Straßen und Plätze in Halle kam es nach dem
Stadtratsbeschluss vom 04.12.1963 zur
Umbenennung in Gustav-Schmidt-Platz
(Führer der halleschen Sozialdemokratie
während der Sozialistengesetze 1878-1890).
Nach der Umgestaltung als Spielplatz ist dieser
zentrale Platz ein Treffunkt für Kinder und
Erwachsene.
Quellen:
1) Bodenkarte des Erd- oder Schwemm- und
des Felslandes der Umgegend von Halle -
Section Dölau, Stich des geogr. lithogr. Inst. von
Jul. Straube in Berlin, Verlag von Wiegandt
Hempel & Parey in Berlin 1865
2) Deutsch/Kästner/Wissenbach, Die Dölauer
Agrargeschichte-Dölauer Heft Nr.8, S.58 Abb.21
Ortsplan von 1867 mit den vier Siedlungs-
kernen, Schäfer Druck & Verlag GmbH 2015
Bild 1 Archiv Bernd Wolfermann
Bild 2, 3 Postkartensammlung Frau Marga
Hennicke